Mit Kritik umgehen – Stärke dich und dein Kind mit psychotherapeutischen Erkenntnissen
Mit Kritik umgehen, das ist gar nicht so einfach. Gerade wenn es um die Kritik zu dir und deinen Umgang mit deinem Kind geht.
Stillst du schon wieder? Das Kind hat doch gerade gegessen.
Es schreit, es hat bestimmt Hunger.
Es ist ja viel zu warm angezogen.
Es friert bestimmt, hast du keine Mütze dabei?
Du musst auch nicht bei jedem Mucks direkt springen.
Warum trägst du dein Kind? Es wird ja ganz verhätschelt.
Kritik – mit Sprüchen begegnen
Viele Menschen haben Meinungen zum Umgang mit deinem Kind. Partner, Eltern, Freundinnen. Aber wirklich jeder Mensch, selbst die Menschen im Supermarkt, meinen jetzt das Leben kommentieren zu müssen.
Bei Fremden ist es einfacher. Hier kann man sich einfach einen Spruch zurechtlegen.
Mit Kritik umgehen Sprüche:
- „Vielen Dank für Ihre Meinung.“
- „Es ist nett, dass Sie sich um andere sorgen, aber in diesem Fall kann ich das entscheiden.“
- „Schön, dass Sie aufmerksam sind. Ihre Familie profitiert da bestimmt von.“
Bei näher stehenden Personen ist es oft schwieriger, schlagfertig zu reagieren.
Umgang mit Kritik von außen
Bei Kritik von nahe stehenden Personen, kann es sinnvoll sein, zunächst in sich zu horchen.
Warum geht mir die Kritik so nahe?
Mitunter schwingen persönliche Themen mit, die mit der Kritik gar nichts zu tun haben. „Ich will alles perfekt machen, sonst bin ich ein Versager.“ wäre ein Beispiel. Wenn so ein Grundsatz mein Leben bestimmt, kann man schwer mit Kritik umgehen.
Also versuche, erst einmal wahrzunehmen. Höre dir an, was es zu sagen gibt, und dann schaue, ob da vielleicht etwas Wahres dran ist.
Kritik annehmen statt abwehren
Ich glaube, dass es eine hohe Kunst ist, mit Kritik gut umgehen zu können. Eine Kritik erscheint ja oft wie ein kleiner Angriff auf die eigene Person. Manchmal ist das aber gar nicht so.
Denn meistens geht es ja um die Kritik an einer Handlung. Und das Handeln ist ja nicht der Mensch an sich, sondern eben „nur“ eine Handlung.
Und überdies hinaus ist eine Kritik ja immer auch die persönliche Meinung einer anderen Person. Bei meinen Auszubildenden in der Klinik habe ich auch stets versucht, dies zu vermitteln. „Ich gebe dir Vorschläge, die ich auf dem Hintergrund meiner Erfahrung machen möchte.“.
Es ist natürlich wichtig, dass die Kritik konstruktiv ist und nicht destruktiv. Im letzteren Fall hilft dann wahrscheinlich wirklich nur ein „Nein danke.“.
So gelingt es, mit Kritik umzugehen
Manche können es zwar durchaus annehmen, wenn der Partner das Handeln kritisiert, aber manchmal ist jegliche Einmischung von anderer Seite zu viel. Wenn auch gut gemeint, will man seine eigenen Entscheidungen treffen.
So wird es vielen gehen. Doch nicht alle haben das Handwerkszeug, um sich auch davon abzugrenzen. Manch eine Mutter sieht sich plötzlich in eine Situation versetzt, die sie gar nicht möchte – sei es, dass sie ihrem Kind doch keine Mütze aufgesetzt hatte obwohl sie es wollte oder plötzlich doch eine Flasche in der Hand hält, obwohl sie gerne ausschließlich stillen möchte.
Hier ist das Zauberwort: Abgrenzung.
(Dabei hilft eine schöne Übung aus dem sozialen Kompetenztraining. Diese findest du im E-Book GEMEINSAM WACHSEN).
Die eigenen Bedürfnisse zu vermitteln ist generell im Alltag nicht immer einfach. Bei einem hoch emotionalen Zustand wie der neuen Mutterschaft in einem Zustand der Schwäche nach der Geburt und mit Schlafmangel umso schwieriger.
Nutzen aus den kritischen Bemerkungen ziehen
Wichtig ist mir noch einmal festzuhalten, dass bei Kritik durch liebe Menschen erst einmal geprüft werden sollte, ob man etwas damit anfangen kann. Viele Konflikte mit dem Partner beginnen mit missverstandener oder unglücklich formulierter Kritik. Der Dialog über das kritisierte Thema sollte aufrechterhalten werden.
Kritik anderer (fremder) Menschen können mit ein bisschen Übung leichter akzeptiert und abgeschmettert werden. Und rückblickend kann man vielleicht darüber schmunzeln, dass sich jede zweite Oma an der Supermarktkasse über Erziehung ausgelassen hat.