Geburt verarbeiten: Erinnern und Annehmen

Geburt verarbeiten – Selbst wenn es sich nicht um ein Trauma handelt, können es die Erinnerung an die Geburt und die Erfahrungen notwendig machen, eine Verarbeitung zu beginnen. Dabei ist es egal, um welche Art der Geburt es sich handelt.

Wie im letzten Artikel angekündigt, schauen wir uns nun noch einmal die Geburt weiter an.

Zwei Punkte waren mir wichtig:

  • Der tatsächliche Ablauf der Geburt ist nicht so wichtig wie die Bewertung der Situation.
  • Die Geschichten die wir erzählen werden die Wahrheit.

Über den ersten Punkt haben wir im letzten Artikel schon gesprochen. Jetzt widmen wir uns dem zweiten.

Die Geschichten, die wir über die Geburt erzählen, werden die Wahrheit

Wieder möchte ich mit einem Beispiel beginnen. Jede kann die Geschichte der Geburt des Kindes auf verschiedene Arten und Weisen erzählen. Fokussiert man auf das Negative, passiert folgendes:

„Schrecklich! Was musstest du da alles mitmachen! Erst eine Fehleinschätzung im Krankenhaus, dann keine Untersuchung oder Medikation, dann noch nicht mal eine liebevolle Betreuung. Nicht gerade eine Traumgeburt.“

Aber man kann die Geschichte auch anders erzählen.

Dann landet man schnell bei Bewertungen wie:

„Wunderbare Geburt! Keine Schwierigkeiten bei Mutter und Kind, vollkommen natürliche Geburt. Wie es sich jede wünscht.“

Wie willst du die Geburt verarbeiten?

Beide Geschichten sind die Wahrheit. Man kann es so und so erzählen. Und das ist das Interessante: So wie ich es erzähle, so ist es dann auch. Wenn es mir darum geht, möglichst viel Mitleid zu erhaschen, dann wähle ich natürlich lieber Variante 1. Wenn ich mich aber besser fühlen möchte, dann lieber Variante 2.

Denn es ist ja so: Das was ich denke und das was ich erzähle, das sind genau die Verbindungen im Kopf, die durch das Wiederholen stärker werden. Das, worauf ich mich fokussiere, wird stärker.

Unsere Realität schaffen wir selber – auch bei einer schlimmen Geburt

Ich schaffe mir mein ICH und meine Realität durch meine Gedanken und Bewertungen der Welt. Wenn ich in einen Tag starte und denke, dass eh nichts gelingen kann, werde ich auch nur die schlechten Dinge sehen. Das ist zu einfach? Nein! So und nicht anders funktioniert das Gehirn.

Das soll jetzt nicht heißen, dass die negativen Ereignisse weggelächelt und verschwiegen werden sollen, mitnichten. Eine schreckliche Geburt bleibt schrecklich, auch wenn das Kind nachher sehr geliebt wird und man dafür dankbar ist.

Bei diesem Punkt geht es jetzt nur darum, dass es vielleicht auch Momente gab, die sehr schön waren, die vielleicht schneller in Vergessenheit geraten, wenn man nur das Schlimme erinnert.

Bleibende Erinnerungen an die Geburt selbst gestalten

An was erinnerst du dich, wenn du an die Geburt denkst? An Ärzte, Masken und viele Worte, oder auch an das Gefühl, als dein Kind endlich bei dir war?

Du entscheidest, woran du denkst.

Natürlich gibt es auch Momente, die sich „eingebrannt“ haben. Bei einem echten Trauma kann das der Fall sein. Dennoch kann man zusätzliche Erinnerungen einbetten und am Leben erhalten.

Die Kraft der positiven Gedanken zur Geburt

Als Übung für dich in diesem Artikel zur traumatischen Geburt möchte ich dir Folgendes anbieten:

Wir wollen den Fokus auf das Positive verschieben. (Mit ist es wichtig zu sagen, dass es nicht darum geht, sich etwas schön zu reden. Gerade negative Dinge wollen benannt werden und müssen raus. Das ist einer der Hauptgründe, warum ich diesen Blog schreibe!)

Psychologische Übung zur Verarbeitung einer Geburt

Wenn du bereits deine Geschichte aufgeschrieben hast, kannst du sie jetzt umschreiben.

Ganz oder in Stichworten- greife nur das Positive heraus. Wenn du nicht weißt, womit du anfangen sollst, dann beginne damit, dass dein Kind auf der Welt ist und dein Körper es ausgetragen hat. Auch kann es manchmal helfen, sich an die positiven Wendungen zu erinnern, die auf eine negative Entwicklung folgen.

Diese Übung findest du auch im E-Book Newborn Mama. Sie soll dazu dienen, negative Gefühle durch die Geburt nicht an erste Stelle zu setzen. Es ist ganz natürlich, dass sie Überhand nehmen können, vor allem am Anfang.

Ein solch großes Lebensereignis will schließlich in das Gehirn integriert werden. Dieses Integrieren erfolgt aber auch über die Bahnen, die dein Gehirn nach der Geburt aufbaut. Und damit sich nicht nur düstere Bahnen bilden, nehmen wir uns jetzt mal die positiven Elemente vor.