Angst dass Kindern etwas passiert: Praxistipps von der Psychologin

Angst dass Kindern etwas passiert ist häufiger als gedacht. Alle Eltern sorgen sich um ihre Kinder, manche mehr als andere.

In meiner Beratungspraxis mit (jungen) Eltern höre ich immer wieder von der Angst, die sich um die Kinder dreht. Hier ein Beispiel einer jungen Mutter:

Nach ein paar Wochen mit dem Baby, als sich mein Geist und Körper langsam begonnen haben, an die neue Situation anzupassen, überkam mich plötzlich ein überwältigendes Gefühl von Angst.

Es war eine Mischung aus diffuser Angst und spezifischer Angst. Und als diese Angst in meinem Hirn angekommen war, war sie überall präsent.

Ich hing stundenlang über meinem schlafenden Kind. Horchte, prüfte den Puls, die Temperatur. Ich las im Internet schreckliche Geschichten von Menschen, die ihr Kind verloren hatten. Ich wurde mehrfach relativ grundlos bei unserer Kinderärztin vorstellig. Ich fühlte mich hilflos und voller Sorge und Panik.

Angst um Baby und Kind ist normal

So wie in diesem Zitat beschrieben geht es vielen Frauen. Sie haben Träume, dass dem Kind etwas passiert. Manche sorgen sich über die Maßen. Oder haben einfach Angst um das Baby.

Vor einiger Zeit machte Fiona Erdmann mit ihrer Offenheit über die Panik um ihr Baby eine Menge Schlagzeilen. Sie zeigte damit auf, wie wichtig dieses Thema ist. 

Es ist wichtig, dem Prozess der Angst zu begegnen. Das was evolutionsbiologisch sinnvoll ist, kann sich nämlich im schlimmsten Fall zu einer psychischen Störung entwickeln, die einen Menschen nachhaltig beeinträchtigen kann.

Der Sinn der Panik um dein Kind

In meinen Angstbewältigungsgruppen als Psychotherapeutin habe ich ganz häufig die Gruppe eröffnet mit der Aussage:

„Angst ist ein gutes Gefühl. Denn es sichert das Überleben. Ein Mensch, der keine Angst hätte, der würde nicht lange leben. Er würde auf die Straße laufen, angstfrei, und würde von einem Auto überfahren werden.“.

Es stimmt. Auch die Angst dass Kindern etwas passiert ist berechtigt. Sie sicherte die Fürsorge für das Kind. Und sichert das Überleben des Kindes.

Evolutionsbiologische Angstprogramme

Evolutionsbiologisch ist Angst total sinnvoll. Es wird ein biologisches Programm abgerufen.

  • Die Pupillen weiten sich,
  • der Atem geht schneller,
  • man beginnt zu schwitzen,
  • der Herzschlag steigt.

Die perfekte Voraussetzung, um vor dem Tiger zu fliehen, der zu Höhlenzeiten vor uns stand.

Angst funktioniert als Überlebensprogramm

Heute hingegen sind diese Prozesse nicht mehr sinnvoll. Unsere Ängste beziehen sich meist weniger auf Tiger, vielmehr auf lebenspraktische Themen. Und da braucht es keinen erhöhten Herzschlag.

Dieser erhöhte Herzschlag, beziehungsweise die Wahrnehmung dessen, kurbelt die ganze Angst noch an. Denn dadurch, dass wir einen hohen Herzschlag als bedrohlich einstufen, beginnt ein wahrer Teufelskreis, der nicht selten in einer Panikattacke endet.

Angst lässt sich psychotherapeutisch gut behandeln

Angst- und Panikstörungen gehören zu den psychischen Erkrankungen, die sich am besten behandeln lassen. In der Verhaltenstherapie gibt es hervorragende Programme, die Angststörungen schnell und effektiv auflösen.

Wenn du also beginnst, über einen längeren Zeitraum massiv unter der Angst zu leiden, musst du handeln.

Dann solltest du dir dringend eine Psychotherapeutin suchen.

Wer sich erst selber belesen möchte, kann dies mit diesem Selbsthilfebuch tun. Die Autorin ist eine der führenden Kräfte in der Entwicklung von psychotherapeutischen Angsttrainings.*

Psychologische Tipps für die Angst um dein Kind

Mein Wissen und meine Erfahrung als Psychotherapeutin kann ich dir jetzt schon weitergehen. Ich habe aus meinem Erfahrungsschatz drei psychologische Übungen ausgewählt, die perfekt in die Situation passen, in der sich Eltern befinden.

Dazu zählen:

  • Achtsamkeits-Übungen
  • Führen eines Angsttagebuchs
  • Psychotherapeutische Übungen.

Angst überwinden durch Achtsamkeit

Achtsamkeits-Übungen sind bei allen Angststörungen bewährt. Und sie lassen sich auch hervorragend mit Baby durchführen. Sie können alle Sinne umfassen und beinahe jede Situation umgestalten.

Dafür braucht man allerdings ein bisschen Übung. Eine sehr gute Anleitung und viele Beispiele findest du in diesem Buch (klicke auf das Bild):*

Eine schöne Möglichkeit sind auch Achtsamkeitskarten, die im Alltag sehr hilfreich sein können:*

Keine Angst um Baby mehr durch Angsttagebuch

Ein Angsttagebuch kann dir helfen, deine Angst um Baby besser zu verstehen und Zusammenhänge zu erkennen.

Hier gibt es eine schöne Version, die super-praxistauglich ist:*

Psychotherapeutische Übungen zur Angstreduktion

Es gibt eine Vielzahl an psychotherapeutischen Übungen, um die Angst, dass Kind was passiert in den Griff zu bekommen.

Dabei geht es nicht unbedingt darum, die Angst loszuwerden (denn sie ist ja sinnvoll, das weißt du jetzt!), sondern vielmehr anzunehmen und zu integrieren.

Oft gibt uns die eigene Angst auch einen Hinweis auf uns selbst – dann müssen wir etwas forschen.

Zusätzlich gibt es auch Übungen, die die Angstgefühle und Angstspirale kurzfristig stoppen, wie die „Gedanken-unterbrechen-Übung“.

Hilfe holen ist bei Angst keine Schwäche!

Und auch wenn diese Methoden sehr hilfreich sind, kann ich mir gut vorstellen, dass manche Mütter noch mehr Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Gerade wenn die Ängste sehr massiv sind oder werden und die Angst um das Baby immer mehr wächst.

In jedem Falle ist es gut, darüber zu reden, ob mit dem Partner, einer Freundin oder der Familie. Am besten ist es aber, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Auch davor sollte sich keiner scheuen.

*Dies ist ein Affiliate-Link zu Amazon.