Nach Geburt keine Gefühle mehr für Partner – Psychologische Soforthilfe
Nach Geburt keine Gefühle mehr für Partner zu haben, ist häufiger als manche glauben mögen. Die Geburt stellt ein massives und einschneidendes Lebensereignis dar. Hier brauchen viele Menschen Zeit, um sich an die Umstellung zu gewöhnen. Und zwar psychisch, als auch körperlich.
Oft ist diese Veränderung der Gefühle kein Zeichen dafür, dass die Beziehung nicht mehr funktionieren kann. Auch andere Gründe kommen in Frage.
In diesem Artikel erkläre ich, woher deine Gefühle kommen und was ihr für eure Partnerschaft tun könnt.
Habe keine Gefühle mehr für meinen Mann
In meiner Praxis als Psychologin und Psychotherapeutin habe ich viele Frauen kennengelernt, die nach der Geburt gesagt haben: „Ich habe keine Gefühle mehr für meinen Mann!“.
Dieser Prozess ist nicht ungewöhnlich. Nach der Geburt passiert eine komplette Hormonumstellung im Körper.
Am ehesten kann man dies als eine Art „Gewitter“ bezeichnen.
Die Hormone, die für die Schwangerschaft wichtig waren, werden jetzt nicht mehr gebraucht. Hormone, die das Stillen unterstützen und die Bindung zum Kind aufbauen, arbeiten jetzt auf Hochtouren. In der Umstellungszeit ist so viel in Bewegung und im Chaos, dass es wie ein Gewitter wirken kann.
Erst nach der Umstellung ist die Luft gereinigt und es wird wieder ein Gleichgewicht erlangt.
Die Hormone sorgen in dieser Zeit auch dafür, dass sich alles auf das Kind ausrichtet. Der Partner hat dann (biologisch gesehen) eher eine untergeordnete Rolle.
Psychische Prozesse sorgen für Gefühlsumstellung
Neben dem veränderten Hormonhaushalt spielt die Psyche auch eine große Rolle.
Nach der Geburt eines Kindes ändert sich beinahe alles im Leben. Diese Veränderung ist für die Psyche eine Katastrophe. Denn sie muss sich erst an alles Neue gewöhnen – und das braucht viel Energie und Zeit.
Auch wenn es wunderschön ist, ein Baby zu haben – wir kennen das alles noch nicht. Alles ist neu, ungewohnt und herausfordernd. Hinzu kommt, dass es oft zu einem Verlust an Kraftquellen kommt, die uns sonst geholfen haben, psychisch stabil zu bleiben.
Keine Hobbies, keine Selbstfürsorge – all das kann zu einer echten psychischen Krise führen.
Wenn die Psyche erst einmal so „durcheinander“ ist, können auch schnell weitere Bereiche des Lebens in Frage gestellt werden.
„War es die richtige Entscheidung, ein Kind zu bekommen?“
„Möchte ich wirklich wieder in meinen Job zurück?“
„Ist mein Partner der Richtige für mich?“
Zweifel an Beziehung nach Geburt
Es kann also schnell zu Zweifeln an der Beziehung nach der Geburt kommen.
Hierbei ist es wichtig zu verstehen, dass diese oft durch den chaotischen Zustand der Hormone und der Psyche zustande kommen.
Oft sind sie vorübergehend – wenn sich alles wieder „eingependelt“ hat.
Dass wenig Gefühle für den Partner nach der Geburt vorhanden sind oder dass man sich fragt, was man sich eigentlich bei der Partnersuche gedacht hat, ist normal.
Nach der Geburt hasse ich meinen Mann
Neben der Abwesenheit von Gefühlen kommt es auch gelegentlich dazu, dass der Mann nach der Geburt gehasst wird.
Nichts macht er richtig, er stellt Ansprüche oder hat kein Verständnis für die schwierige Situation nach der Geburt.
Oft können Männer auch nichts richtig machen. Bieten sie Unterstützung an, zeigen sie kein Vertrauen in die Fähigkeiten der Mutter. Ziehen sie sich zurück, sind sie desinteressiert.
Auch die neuen Väter haben oft Schwierigkeiten mit der Umstellung des Lebens. Und wenn zwei Parteien zusammen sind, die sich beide in einer psychischen Ausnahmesituation befinden, „knallt“ es häufiger.
Psychologische Strategien: So gehst du mit deinen Gefühlen um
Unabhängig davon, ob du nach der Geburt deinen Mann hasst oder keine Gefühle mehr für den Partner hast – es kann beides belastend sein.
Was kannst du jetzt mit deinen Gefühlen tun?
Zuallererst solltest du deine Gefühle annehmen und genau betrachten.
Es bringt nichts, sie krampfhaft zu unterdrücken.
Frage dich:
- Welches Gefühl ist es?
- Woran erkenne ich mein Gefühl?
- Woher kommt das Gefühl/ Wodurch wird es verstärkt?
- Ist das Gefühl der Situation angemessen?
Dann bist du schon ein ganzes Stück weitergekommen.
Veränderte Gefühle nach der Geburt
Als nächstes gibst du dir Zeit. Denke daran, dass du jetzt weißt, wie chaotisch es in dir aussieht. Das Gewitter muss erst noch vorüberziehen.
Triff am besten kurz nach Geburt keine schwerwiegenden Entscheidungen – in keinem Lebensbereich.
Lass die Vielfalt an Gefühlen zu und akzeptiere sie als Teil deiner Entwicklung. Sie werden wieder vergehen, wenn du wieder eine Balance gefunden hast.
Viele Frauen brauchen fast das gesamte erste Jahr nach der Geburt oder die gesamte Stillzeit, um zu einem körperlich und vor allem psychischen Gleichgewicht zurückzufinden.
Wie gehe ich mit Konflikten nach der Geburt um?
Aus den beschriebenen Gründen häufen sich Konflikte nach der Geburt. Scheidungsraten steigen im ersten Jahr nach der Geburt eines Kindes rasant an. Wir können es nicht schönreden: es ist eine herausfordernde Zeit.
Psychologische Unterstützung ist dann eine gute Idee. Doch nicht immer finden sich schnell Termine, manchmal ist auch die Bereitschaft nicht gegeben. Eine Paartherapie kostet darüber hinaus auch sehr viel Geld.
Eine Alternative sind Beziehungsratgeber mit Praxisanleitungen, die euch in die Lage versetzen, Konflikte besser zu lösen.
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