Keine Wertschätzung vom Partner – Hilfe von der Psychologin

Keine Wertschätzung vom Partner – Das nagt nach und nach an der Beziehung.

Insgesamt gibt es viele Bereiche, in denen die Wertschätzung zu wenig ausfällt. Eine Klientin in meiner Praxis als Elternpsychologin berichtete mir einmal:

Als ich noch meiner Arbeit nachging, haben wir uns oft darüber beschwert, dass unsere Leistungen nicht wertgeschätzt wurden. Dieser Mangel zeigte sich in dem geringen Gehalt oder den Reaktionen von Vorgesetzten. Wir haben alle unsere Arbeit gerne gemacht, aber wir wollten auch gerne gesehen werden.

In vielen Pausen im Schwesternzimmer haben wir gemeckert und gejammert, dass der Oberarzt nicht mal ein „Danke“ für uns übrig hat. Im Anschluss daran haben wir uns dann gegenseitig versichert, wie großartig wir sind und was für eine tolle Arbeit wir leisten.

In meinem neuen Job, dem als Mutter, zeigte sich dieses Phänomen erneut – und für mich tatsächlich irgendwie unerwartet. Obwohl ich es mit hätte denken können, denn ich sah meine Kolleginnen mit Kindern oft als bevorteilt an, dass sie mittags schon die Klinik verlassen konnten um „frei zu machen“. Dass ihr Tag alles andere als „frei“ war, habe ich erst dann verstanden, als ich selber Mutter wurde.

Zu Hause wird wenig geschätzt

So geht es vielen Menschen. Auf der Arbeit stört es, dass man nicht wertgeschätzt wird. Aber in meiner Rolle als Mutter stört es noch viel mehr. Denn die Menschen, von denen man sich Wertschätzung wünscht, sind Partner, Familie und Freunde.

Es kommt aber häufig nicht. Kein „Wow, super was du heute alles geschafft hast.“. Eher kam „Sei froh, dass du nicht arbeiten musst!“ und „Genieß die Zeit, so viel frei hast du nie mehr.“.

In der Partnerschaft ist Wertschätzung wichtig

Auch hier ein Beispiel aus meiner Beratungsarbeit und dem Prozess, der angestoßen wurde:

Genau wie auf der Arbeit kam ich aber zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich nicht gelingen würde, die Wertschätzung zu bekommen, die ich wollte. Ich würde kaum doch noch meinen Partner dazu bewegen, die übermenschliche Leistung eines vollen Tages alleine mit dem Kind plus Haushalt plus Termine zu würdigen.

Ebenso wenig würde ich meine kinderlosen Freundinnen dazu überreden können, das Ausmaß der Belastung zu begreifen und dann auch noch anzuerkennen.

Mit anderen Worten: nur eine Person konnte wirklich das wertschätzen, was ich tat, und das war ich.

Das Bedürfnis nach Wertschätzung äußern

Es ist überaus sinnvoll, die eigenen Wünsche zu kommunizieren. Partner, Familie oder Freunde sollen ruhig den Unmut hören und verstehen, was das eigene Bedürfnis ist.

Manchmal, häufig sogar, bringt dieser Schritt eine Verbesserung mit sich.

Gerade in der Partnerschaft ist dies ein gutes Thema für ein Beziehungstagebuch*.

Eigene Wertschätzung ist wichtig

Dennoch ist es mindestens genauso wichtig, sich selber wertschätzen zu können. Das Bedürfnis nach (fremder) Wertschätzung ist ein grundlegendes, und interessant kann auch die Frage sein, warum mir denn diese Wertschätzung so wichtig ist.

Aber auch ohne diese tiefergehende Klärung können Übungen durchgeführt werden, die erst einmal aus dem unguten Zustand herausführen.

Verhaltenstherapeutische Methoden bei Paarkonflikten

Doch vorher noch ein Wort dazu, wie wir Menschen funktionieren. Verhaltenstherapeutisch reden wir (ganz vereinfacht) von einer einfachen Kette von Situation, Reaktion und Konsequenz.

Ein Beispiel: Ich kümmere mich den ganzen Tag um das Kind. Der Haushalt bleibt liegen, aber das Kind ist zufrieden. Wenn mein Partner nach Hause merkt er als erstes an, wie chaotisch alles ist. Dann möchte er sich erst einmal erholen. Als Folge entsteht bei mir schlechte Stimmung und Missmut, vielleicht auch Ärger.

Die Reaktion auf mein an sich sehr schätzenswertes Handeln besteht hier zum Beispiel aus eigener Erschöpfung und negativer Rückmeldung des Partners. Die Konsequenz ist meine Niedergeschlagenheit. Und das alles wegen keine Wertschätzung vom Partner.

So manifestieren sich Verhaltensweisen

Wenn negative Konsequenzen auf ein Handeln folgen, neigen wir Menschen dazu, es weniger zu tun oder ganz zu lassen. Folgen positive Konsequenzen, werden wir ein Verhalten öfter durchführen.

Wenn wir, wie in dem Beispiel zu sehen, keine positive Konsequenz entstehen lassen, werden wir schnell die Freude an der Tätigkeit verlieren. Die Konsequenz ist auch von der Bewertung anderer abhängig. Aber auch von einem selber.

Praktische Umsetzung für mehr Zufriedenheit als Paar

Du musst also einen Weg finden, um dein eigenes Handeln selber zu schätzen. Dies kann zum Beispiel mit einem Wertschätzungstagebuch geschehen.

Natürlich kannst (und sollst) du daran arbeiten, dass es keine Wertschätzung durch Partner gibt.

In der Kombination dieser beiden Dinge liegt der Schlüssel zu einer besseren Beziehung – zum Partner und zu dir selbst.